12. April 2014

Rezension: "Boy Nobody" von Allen Zadoff

Infos zum Buch
Autor: Allen Zadoff
Preis: 16,99 € (Gebundene Ausgabe)
Seiten: 336
Verlag: Bloomoon
Reihe:
1. Boy Nobody
2. ?
3. ?

Kurzbeschreibung
Mit 12 Jahren wurde er rekrutiert, um tödliche Missionen zu „erledigen“. Mit 16 ist BOY NOBODY einer der Besten. Weil er keine Fehler macht. Weil er eiskalt ist. Weil er seine Zielobjekte schnell und effektiv aus dem Weg räumt.
Seine aktuelle Mission ändert jedoch alles: Denn die Zielperson ist ganz und gar nicht, was sie scheint. Und sie kommt ihm gefährlich nahe. Zu nahe.
Aber BOY NOBODY wird auch diesen Auftrag erfolgreich zu Ende bringen. Weil er einer der Besten ist. Weil er keine Fehler macht. Weil er eiskalt ist. Oder etwa nicht …?  (Quelle)



Meine Meinung
Ich bin kein allzu großer Fan von Büchern oder Filmen über Geheimagenten und dergleichen (außer Mission Impossible: Phantom Protokoll, den fand ich richtig gut), weil mich das Thema bisher einfach nicht interessiert hat. Aber dieses Buch hat mich wegen seines düsteren Covers (ich verwende hier im Post übrigens das englische Cover, dessen Layout aber fast genauso ist wie das vom deutschen) schon längere Zeit interessiert. Darauf sieht man einen rennenden Jungen in einem Park; weit vor ihm zeichnen sich Wolkenkratzer ab. Die Umgebung ist dunkel und bedrückend; ein Fadenkreuz zielt auf den Jungen. Darauf hebt sich der Titel in grelloranger Schrift gut ab.
Ich ging ohne irgendwelche Erwartungen an Boy Nobody. Ich war sozusagen völlig unvoreingenommen. Und es hat mir mehr daran gefallen, als ich kritisieren könnte. :-) 
Boy Nobody ist sechzehn Jahre alt. Er lebt nur für Aufträge, die er von Leuten erhält, die er "Mutter" und "Vater" nennt, auch wenn sie in keinster Weise mit ihm verwandt sind. Sein aktueller Auftrag: den Bürgermeister von New York töten! Dafür soll er sich mit Sam, der Tochter des Bürgermeisters anfreunden und wird unter dem Namen Benjamin (den ich auch für die Rezension verwenden werde) in ihre Schule eingeschleust. War er jedoch bisher immer eiskalt, präzise und perfekt, so ist diesmal einiges anders: Denn Benjamin bemerkt, wie er unvorhergesehene Gefühle für Sam entwickelt...

Die Idee finde ich cool und irgendwie auch anders. Eigentlich ist Benjamin gar nicht mal so sehr ein Geheimagent. Er selbst sieht sich als Soldaten - ich würde ihn als Auftragskiller bezeichnen. Dabei wird er von Technik unterstützt, die James Bond alt aussehen lässt, und kann kämpfen wie Jackie Chan. Er erzählt aus der Ich-Perspektive und Gegenwart, wodurch seine sehr analytischen und genauen Gedanken gut zur Geltung kommen. Schön fand ich, dass er zwar glaubte, eiskalt zu sein, es dann aber doch nicht war und eine Art inneren Konflikt mit sich selbst hatte. Die Action-Szenen sind durch seine Sicht ein wahres Spektakel an dichter Handlung und Spannung. Dabei wirkt das Buch aber an keiner Stelle zu brutal oder eklig; es war einfach genau richtig. Ernst und knallhart, aber nie wirklich abstoßend.
Sam, die Tochter des Bürgermeisters, fand ich am Anfang noch ganz okay, weil sie interessante Sachen gesagt hat. Später aber widersprach sie sich zum Teil selbst und ich habe ihr Handeln am Ende einfach nicht so richtig begriffen. Außerdem war sie irgendwie so eine Stereotyp-Figur: hübsches, reiches Mädchen mit reichem Vater und toter Mutter, mit deren Abgang irgendwas nicht so ganz gestimmt hat. Mädchen, dass zwar permanent zeigen wollte, wie tough sie ist, aber am Ende tatsächlich rumjammert, um das bessere Ende für sich zu haben. 
Was ich hier schreibe, klingt eigentlich negantiver, als es ist: Erwartet am besten keine ausgefeilte Romantik im Buch. Die war nämlich nicht vorhanden. Hätte aber auch deplaziert gewirkt. Der Fokus lag wirklich, und ich betone WIRKLICH, vor allem auf dem Hauptprotagonisten, seinem Kampf mit sich selbst und der Handlung. Und das fand ich gut.

Allen Zadoffs Schreibstil wirkte im ersten Moment etwas abgehackt auf mich. Aber nach einer nicht allzu langen Eingewöhnungsphase passten die kurzen, alles-auf-den-Punkt-bringenden Sätze sehr gut zu meiner Vorstellung von der Denkweise eines analytischen Kämpfers. Während des weiteren Handlungsverlaufs wirkte der Schriebstil auf mich oft kalt und etwas leer, doch so spiegelte er auch einige von Benjamins Gefühlen wieder. Seine früheren Gefühle, die man miterlebt, wenn Ben von seiner Vergangenheit erzählt, fand ich hingegen sehr schön und emotional dargestellt.
Die Atmosphäre ist, ähnlich dem Schreibstil, oft sehr kalt und irgendwie auch düster. Wer Fan von sowas ist, dürfte begeistert sein; ich finde es nun mal nicht so gut, wenn alles die ganze Zeit düster bleibt. Allerdings gab es auch kleine Momente des Humors, und eins muss man dem Autoren lassen - Verfolgungsjagden beschreiben kann er perfekt.
Leider, und das ist mein Problem, hat mich Boy Nobody teilweise etwas ratlos zurückgelassen, mit einem Häh? und einem großen Fragezeichen auf der Stirn. Was ist da jetzt passiert? Wieso war nochmal das und das? Plus die ungeklärten Fragen am Ende. Das hat mich nach dem Beenden des Buches ziemlich unzufrieden gemacht.

Fazit

Boy Nobody ist ein Buch, das nicht jedem gefallen wird. In der zweiten Hälfte gibt es zuviele Verwirrungen, außer dem Protagonisten wirken die Figuren etwas klischeehaft und die düstere Stimmung kann schnell bedrückend wirken. Aber der Schreibstil und die Grundidee sind absolut klasse, Protagonist Ben ist keine 0815-Hauptfigur und die Actionszenen sind wirklich filmreif. Ich empfehle das Buch uneingeschränkt allen Fans von James Bond oder Mission Impossible; doch auch die, die sonst eher wenig Interesse an Geheimagenten und so haben, könnten wegen der einzigartigen Idee Gefallen an diesem Buch finden. Ich vergebe verdiente 3,5 von 5 Schmetterlingen.

2 Kommentare:

  1. Das Buch steht schon seit einiger Zeit auf meiner WuLi und deine Rezension reizt mich, es auch endlich mal zu lesen. :) Im Übrigen ist deine Rezi wirklich gut.

    Liebe Grüße

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    1. Ich kann's auf jeden Fall empfehlen, es hat mich positiv überrascht. Danke :-)

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